Von Barbara Hentschke
Im Juni 2018 hat Lutz Prauser das Buch Manchmal sind es Goldstücke (Affiliate Links) veröffentlicht. Nach dem ersten Buch Manchmal sind es Mistviecher aus dem Jahr 2016 liegt nun zweite Lesebuch für Schildkrötenliebhaber und solche, die es werden wollen, vor.
Wieso, weshalb, warum?
Sieben Fragen dazu musste der Autor beantworten. Auf den Zahn gefühlt hat ihn Barbara Hentschke. Georg Strachon hat auf dem NRW Schildkrötenwochenende am Vortragstag in Schermbeck munter fotografiert und die Bilder zur Verfügung gestellt.
1. Du hast ja nun schon das dritte Buch veröffentlicht. Was war für Dich der Grund, Bücher zu schreiben?
Man mag es glauben, oder nicht – ich bin längst nicht ein so kommunikativer Mensch, wie manche von mir denken. Aber ich erzähle sehr gern. Da liegt es auf der Hand, das niederzuschreiben, was ich erzählen will. Das mache ich in meinem Blog, aber auch auf der Testudowelt-Seite. Mal Unterhaltsames, mal Informatives, mal Ernstes. Je nachdem.
Den „atavistischen Schritt“ vom digitalen zum analogen Medium, also vom Internet zum gedruckten Buch finde ich dabei besonders spannend, gedruckt werden ist eben doch mal was anderes.
Der Anschub aber kam immer von außen: „Du solltest ein Buch schreiben“. Das habe ich oft gehört. Also habe ich das gemacht. Zu erzählen gibt es viel, Ratgeberliteratur auch. Also habe ich mich mit dem Verleger Thorsten Geier darauf verständigt, einfach etwas zum Lesen, zum Spaß haben etwas, um sich in der einen oder anderen Episode wiederzufinden, zu schreiben. Zum Glück hat er gleich Interesse gehabt. So sind die Schmöker entstanden. Und wenn durch die Hintertür doch etwas Wissen dabei rüberrutscht… umso besser.
2. Viele Schildkrötenhalter haben ja den ersten Teil des Buches Manchmal sind es Mistviecher gelesen. Es gab im Internet sehr viel positives Feedback. Natürlich gab es auch negative Kritik. Was war der Grund dafür, dass Du nun den zweiten Teil Manchmal sind es Goldstücke geschrieben hast? Hat Dich eher das Lob oder die Kritik inspiriert?
Den zweiten Band gibt es, weil es sehr viele Menschen gab, denen das erste Buch sehr gut gefallen hat. Solches Lob motiviert ungemein. Wildfremde Menschen müssen einem ja nicht schreiben, dass sie viel Spaß beim Lesen hatten, tun sie es trotzdem, war es ihnen wohl wichtig. Das motiviert schon sehr.
Dass auch Kritik kommt, ist normal. Und es wäre gelogen, zu sagen: Das trifft mich nicht. So abgehoben ist wohl keiner von uns. Aber ich beruhige mich selbst immer mit dem Satz, dass meine Bücher nicht jedem gefallen müssen und es auch gar nicht sollen. Wäre dem so, dann hätte es keine Kanten, keine Reibungsflächen, kein Profil. Wie langweilig.
Und wenn mir jemand die Kritik „Schade um die Zeit, die ich fürs Lesen verschwendete“ hinterlässt, dann nehme ich das zwar mit Bedauern zur Kenntnis, aber wie gesagt: Es muss nicht jeder/m gefallen.
3. Wen möchtest Du mit diesem Buch ansprechen?
Geschrieben habe ich das Buch für alle, die Freude an Schildkröten haben und sich dabei bisweilen etwas sonderbar aufführen. Die wissen, wie viel beim Gehegebau schief gehen kann und wie frustriert es sein kann, wenn nichts funktioniert. Oder wenn man in den Urlaub fährt und schon 30 Stunden am Mittelmeer weilt, ohne nur eine einzige wildlebende Schildkröte entdeckt zu haben. Dafür war man doch extra hergekommen.
Klar, es ist kein Ratgeber, den Anspruch habe ich nicht, hatte ich auch nie. Wer das bemängelt und enttäuscht, der hat sich offensichtlich verführen lassen, das falsche Buch zu kaufen.
Aber wer einfach ein paar entspannte Stunden in der Hängematte verbringen will, der hat vielleicht Freude daran.
4. Welches Deiner drei Bücher magst Du am liebsten, findest Du am besten gelungen?
Das kann ich so nicht beantworten. Eigentlich mag ich immer das, an dem ich gerade arbeite oder gearbeitet habe, ganz besonders. Weil es mir in dem Moment am nächsten ist.
Wenn ich mich dann etwas auf Distanz zu dem Buch begebe, fange ich an, kritischer zu werden. Ich möchte meine Bücher am liebsten selbst gar nicht mehr aufschlagen, weil ich immer wieder denke, dass ich das Eine oder Andere hätte etwas anders formulieren können oder sollen. Aber wenn man so anfängt, wird man nie fertig… Jetzt im Moment mag ich das am liebsten, an dessen Konzept ich gerade arbeite.
5. Wie lange dauert es von der Idee zu einem Buch bis es veröffentlich wird? Wieviel Zeit musstest Du investieren?
Manchmal sind es Goldstücke hat vom ersten Satz bis zur Drucklegung etwa zwei Jahre gedauert. Das liegt daran, dass ich Geschichten nicht in einem Rutsch runterschreiben kann, vor allem dann nicht, wenn ich sie erst erleben muss. Außerdem habe ich auch noch so etwas wie einen Beruf und reichlich andere Hobbies außer Schildkröten. Ich genieße also das Privileg, schreiben zu können, wenn ich mag und ich Ideen dazu habe, aber nicht schreiben zu müssen, wenn mir nichts einfällt.
Während des Entstehens gab es immer wieder großartige und höchst amüsante Gespräche mit anderen Haltern, dann schreibt man um, ergänzt, erweitert… wird nie fertig. Einiges davon ist im Buch zu lesen. Anfang des Jahres habe ich das Skript an den Verlag geschickt, es wurde von mehreren Leuten Probe gelesen und etwas überarbeitet. Schließlich habe ich tagelang meine Speicherplatte nach Fotos durchwühlt oder neue Bilder gemacht. Und ein paar Monate später drückt einem der Verleger das erste Exemplar in die Hand. Das ist ein sehr emotionaler Augenblick.
6. Wenn jemand fragt, ob es sich lohnt, das Buch zu kaufen – wie wäre Deine Antwort?
Auf jeden Fall. Für mich lohnt es sich, für meinen Verleger natürlich auch. Und für den Drucker, den Buchbinder, den Buchhändler… Schließlich wollen wir alle unser Luxusleben damit finanzieren.
Ob es sich für den Leser lohnt, kann ich nicht beurteilen, das überlasse ich denen, die es gelesen haben.
Nicht umsonst heißt es übrigens im ersten Satz des neuen Buches, dass es dieses Buch eigentlich nicht gebraucht hätte. Ich habe es es aber trotzdem geschrieben…
7. Und was mich am meisten interessiert: Dürfen wir auf ein neues Buch von Dir hoffen?
Wenn die Frage darauf zielt, ob es ein weiteres Manchmal sind es… geben wird, dann ist das eher unwahrscheinlich, auch wenn ich auf den vergangenen beiden Schildkrötentagen tolle Titelvorschläge gehört habe.
Aber es gibt noch ein paar Ideen und Themen, die nichts mit Schildkröten zu tun haben, die sich aber ganz gut zwischen Buchdeckeln machen würden. Die Zeit ist reif, sich jetzt darum zu kümmern. Und es gibt eine vage Idee für ein neues Projekt, das dann wieder Schildkröten zum Thema hat. Aber wann das realisiert wird und ob überhaupt, wird man sehen…
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