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Wo ist nur Renate hin?

Renate - das Grauen trägt Trekkingsandalen

Man glaubt es nicht, aber Renate scheint sich aus meinem Leben verabschiedet zu haben. Das ist tragisch, traurig und zugleich kurios. Da schreibt man jahrelang gegen Renate, gegen ihre Trekking-Sandalen, gegen ihre nervige, raumgreifende Art an. Da hat man diese durch und durch naive Hoffnung, eventuell die eine oder andere Leserin anzustacheln, ihre innere Renate aufzuspüren und idealerweise abzuwürgen. Und dann: Wenn es denn tatsächlich passiert, ist es auch wieder falsch.

Natürlich: Mein Blog ist viel zu unbedeutend, als dass ich irgendetwas bewirken könnte. Das weiß ich selbst. Nur weil ein grantelnder Typ irgendwo in die Tasten haut und böse, bissig, bisweilen ironisch und gelegentlich frei von irgendeiner political correctness gegen Renate stichelt, ändert sich nichts und niemand. Frustriert wende ich mich anderen Themen zu, denn sich fortwährend über das renatische Fehlverhalten zu mokieren, wird auf die Dauer auch eintönig und langweilig. Denn letztlich ist es doch immer die gleiche Geschichte.

War aber offensichtlich falsch. Renate wird vermisst. Hier und auf der Straße. Also wollte ich mich auf inniges Bitten einiger Stammleser und -leserinnen (!) mich wieder mehr dem „Hassobjekt“zuwnden, ich habe Ausschau nach „Renates“ gehalten. Und gesucht. Und gesucht. Aber seit ewig nichts mehr gefunden, niemanden.

In Supermärkten bin ich fremden Paaren nachgeschlichen, immer in der Hoffnung, in ihr eine Renate zu entdecken, sie zu belauschen, ein paar Gesprächsfetzen aufzuschnappen, wie sie ihren Harald herunterputzt, um das Ganze zu verbloggen Das Ergebnis war erschütternd:. Keine Diskussionen über Salatnudeln oder Senf.


Selbiges betrieb ich in Gartenentern und Baumärkten, dort natürlich nicht zwischen den realen und multifunktionalen Kanthölzern sondern überwiegend in der Garten- oder Dekoabteilung. Ich verfolgte und belauschte Ehepaare, die über Weihnachtsdeko und Topfpflanzen diskutierten, über Stuhlauflagen und Nachttischlampen sinnierten oder Vogeltränken für den Garten kaufen wollten.

Keine Renate. Harmonie und friedliches Verhalten allüberall. Kein Gezeter, kein Gezänk, kein „Mensch Harald, die doch nicht!“.

Auch keine Renate in Bäckereien mit Steh-Café, keine in den Schwimmbädern meiner Wahl, keine in Modeläden, Drogeriemärkten oder in der Schlange beim Metzger. Keine im Kino oder Theater, keine auf dem Adventsbasar der Frauengemeinschaft im Nachbardorf und ebenfalls keine Sinnflut, wobei ich zugeben muss, dort auch keine erwartet zu haben.

Und auch keine Fachgeschäft für Damenwäsche, das aufzusuchen mir vergönnt war. Geduldig wartend hab ich dort einen Sitzplatz in Türnähe eingenommen, mich hinter dem Handy verschanzt und gelauert. Jede hereinkommende Frau wäre einer strengen Beobachtung unterworfen worden, ob sie vielleicht… aber es kam keine. Doch: Eine, sogar in Begleitung ihres Mannes. Der aber schlich gleich mit zu den Kabinen, der einzige Stuhl im Laden war ja besetzt. Durch mich.

FuZo ohne Renate. Auch in MünchenIch fuhr überdurchschnittlich viel mit S- und U-Bahnen, trieb mich bis in die Abendstunden durch die touristisch hochfrequentierte Münchner Fußgängerzone, lauerte Renate in Restaurants, Museen, Weihnachtsmärkten und an den Kiosken im Freizeitgelände auf. Nichts
Hören Sie?
NICHTS!

Liebe Leute… Es tut mir leid. Ich gebe mein Bestes: Allein, es reicht nicht, alle Renates scheinen sich mittlerweile hartnäckig vor mir zu verstecken. Das, was ich mir immer gewünscht habe, ist zum Greifen nage Eine renatefreie Umwelt scheint mir zum Greifen nahe.

Auch wieder falsch. Worüber soll ich denn jetzt nörgeln? Und über wen, wenn nicht über Renate?

Auf nichts ist heute mehr Verlass. Nicht mal auf Renate.
Ich prangere das an.